Chiara Valci Mazzara

Text to the solo show of Vadim Zakharov ‘George Orwell – 7 Dictators- Duchamp prostate’ 

Curated by Chiara Valci Mazzara

Assistant curator Hyein Park

 

Kang Contemporary , Lindenstraße 90 – 10969 Berlin

Opening Reception: September 1oth, 2021

Duration: September 11 2021 – January 7 2022

To summon the past

(EN)

To activate is – in the method of Vadim Zakharov – to initiate a new perception, to catalyse the form, the letters, the words, the symbols and the collectively shared notions in order to reach an alternative – or an unconventional, unorthodox— signification. 

“Vadim Zakharov – George Orwell / 7 Dictators / Duchamp prostate’’ displays selected pieces from  three newly produced series, in which the common denominator is an inward process: where from a word, image or meaning our perception is drawn to unravel deeper, complex, political and sociological meta-meanings.  

Vadim Zakharov works with the lexical-semantic, with the meaning of words, their relationship with the common, mutual, systems of references leading to ‘the’ or ‘a’ – among various – meanings. A further step is to investigate, as the words, also names, figures and literary dicta.

A series in which quotes from Animal Farm and  1984 by George Orwell are tweaked and actualised to our times – mirroring the present social and political Zeitgeist -, seven portraits of seven dictators created by overlying 700 images, works where the artist playfully acts on the meta-meanings of well known artists names and works, such as Marcel Duchamp, and pieces created through the graphic manipulation of French slogans from the late 60’s  construct the landscape of the show: Orwell statements, names of renowned artists, un-recognisable yet outlined images of dictators which have determined wrenching turns in the world’s history and french slogans from the May of ’68 in Paris link the interpretation of the past to a newly suggested structure of nuances.

Names, images, words we already know, cultural, political and sociological innuendo and implications commonly shared are re-evaluated, re-introduced through the use of the conceptual artistic practice. From the common perception to an alternate meaning, mirroring the past, reflecting the present, re-working the consciousness in the process, Zakharov actualises the history, harvests the present to question the future.

The series of works are linked by the act of overlaying images, words, quotes and symbols, the signified and the signifiers: those constructing a show in which the artistic process together with some of the most important topics addressed by Zakharov de-sacralise the common knowledge, separates the collective consciousness from the historically acknowledged interpretation to reveal a different approach. 

The artist evokes back from the past icons and names, slogans, socio-political issues. He suggests a new perception, emphasising how many and how complex the symbols are, the figures, the aesthetics, the signifiers we unconsciously carry as embedded in our culture and into our subjectivity. 

Zakharov de-constructs them through the gesture of re-construction , secularises them, separates them. The facts and dicta perceived as the shared knowledge drift apart from their palpable form: this is crucial, it is honest, it is tangible through the conceptual artist’s astute gaze.

Vadim Zakharov questions whether we are able to unconsciously summon our past, moving inward,  reaching a new discernment of what has been, in the attempt to acquire sense, adopt meanings and sense of belonging. How those common collective memories, heritages could reflect back a different perception and which one must be our gesture, the awareness, the assimilation and ingestion of those past implications. 

In a historical moment of information, images and words overflow would we be ready to emerge from the overexposure of our everyday life and reach a deeper understanding of our un-/ conscious acknowledgement of what surrounds us? Would we be willing to de-sacralise the past and its icons?

Chiara Valci Mazzara

 

 

To summon the past


(DE)

Die Vergangenheit beschwören

 

Aktivieren bedeutet – nach der Methode von Vadim Zakharov – eine neue Wahrnehmung zu initiieren, die Form, die Buchstaben, die Wörter, die Symbole und die kollektiv geteilten Vorstellungen zu katalysieren, um zu einer alternativen – oder unkonventionellen, unorthodoxen – Bedeutung zu gelangen. 

“Vadim Zakharov – George Orwell / 7 Dictators / Duchamp prostate’’ zeigt ausgewählte Arbeiten aus drei neu produzierten Serien, deren gemeinsamer Nenner ein innerer Prozess ist: wo ein Wort, ein Bild oder eine Bedeutung unsere Wahrnehmung dazu anregt, tiefere, komplexe, politische und soziologische Meta-Bedeutungen zu entschlüsseln.  

Vadim Zakharov arbeitet mit der lexikalisch-semantischen, mit der Bedeutung der Wörter, ihrer Beziehung zu den gemeinsamen, gegenseitigen, Systeme von Referenzen, die zu “die” oder “ein” – unter verschiedenen – Bedeutung. Ein weiterer Schritt besteht darin, neben den Wörtern auch Namen, Figuren und literarische Diktate zu untersuchen.

Die Landschaft der Ausstellung bilden eine Serie, in der Zitate aus Animal Farm von George Orwell auf unsere Zeit übertragen und aktualisiert werden – was den gegenwärtigen sozialen und politischen Zeitgeist widerspiegelt -, sieben Porträts von sieben Diktatoren, die durch Überlagerung von 700 Bildern entstanden sind, Werke, in denen der Künstler spielerisch mit den Meta-Bedeutungen bekannter Künstlernamen und Werke wie Marcel Duchamp spielt, und Arbeiten, die durch die grafische Bearbeitung französischer Slogans aus den späten 60er Jahren entstanden sind: Orwell-Statements, Namen bekannter Künstler, unerkennbare, aber skizzierte Bilder von Diktatoren, die einschneidende Wendungen in der Weltgeschichte bestimmt haben, und französische Slogans aus dem Pariser Mai ’68 verbinden die Interpretation der Vergangenheit zu einem neu suggerierten Gefüge von Nuancen.

Namen, Bilder, Wörter, die wir bereits kennen, kulturelle, politische und soziologische Anspielungen und Implikationen, die allgemein geteilt werden, werden neu bewertet und durch den Einsatz der konzeptionellen künstlerischen Praxis neu eingeführt. Von der allgemeinen Wahrnehmung zu einer alternativen Bedeutung, die die Vergangenheit widerspiegelt, die Gegenwart reflektiert und dabei das Bewusstsein überarbeitet, aktualisiert Zakharov die Geschichte, erntet die Gegenwart, um die Zukunft zu hinterfragen.

Die Werkserien sind durch die Überlagerung von Bildern, Wörtern, Zitaten und Symbolen, von Signifikanten und Signifikaten miteinander verbunden: Sie bilden eine Ausstellung, in der der künstlerische Prozess zusammen mit einigen der wichtigsten von Zakharov behandelten Themen das allgemeine Wissen entsakralisiert, das kollektive Bewusstsein von der historisch anerkannten Interpretation trennt und einen anderen Ansatz offenbart. 

Der Künstler erinnert an Ikonen und Namen aus der Vergangenheit, an Slogans und soziopolitische Themen. Er regt eine neue Wahrnehmung an, indem er hervorhebt, wie zahlreich und komplex die Symbole sind, die Figuren, die Ästhetik, die Signifikanten, die wir unbewusst in unserer Kultur und in unserer Subjektivität verankert haben. 

Zakharov dekonstruiert sie durch die Geste der Rekonstruktion, säkularisiert sie, trennt sie. Die als gemeinsames Wissen wahrgenommenen Fakten und Diktate driften von ihrer greifbaren Form ab: Das ist entscheidend, das ist ehrlich, das ist durch den scharfsinnigen Blick des Konzeptkünstlers greifbar. Vadim Zakharov stellt die Frage, ob wir in der Lage sind, unbewusst unsere Vergangenheit heraufzubeschwören, indem wir uns nach innen wenden und zu einer neuen Wahrnehmung dessen gelangen, was gewesen ist, um uns einen Sinn anzueignen, Bedeutungen anzunehmen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu entwickeln. Wie könnten diese gemeinsamen kollektiven Erinnerungen, dieses Erbe eine andere Wahrnehmung zurückspiegeln und welche Geste muss unsere Geste sein, das Bewusstsein, die Assimilation und Aufnahme dieser vergangenen Implikationen. 

Wären wir in einem historischen Moment der Überflutung mit Informationen, Bildern und Worten bereit, aus der Überbelichtung unseres Alltags herauszutreten und zu einem tieferen Verständnis unserer un-/bewussten Wahrnehmung dessen, was uns umgibt, zu gelangen? Wären wir bereit, die Vergangenheit und ihre Ikonen zu ent-sakralisieren?

Chiara Valci Mazzara